Die hervorragende Umweltbildung des Annette-Kolb-Gymnasiums, das schon zuvor als Umweltschule ausgezeichnet war, hat direkt nach den Pfingstferien weitere spannende Bausteine dazubekommen. An den beiden Nachmittagen des 12. und 19. Juni kamen 3 Referent:innen der Scientists for Future, Regionalgruppe Traunstein in die 10. Klassen des Gymnasiums, um dort Workshops zu den Themen „Architektur und nachhaltiges Bauen“ sowie „Nachhaltige und gesunde Ernährung“ anzubieten. Die über 100 Schüler:innen konnten wählen, in welchem der beiden Themenfelder sie die regulären Inhalte des Geographieunterrichts zum Klimawandel und seinen Folgen um praktische Aspekte ergänzen wollten.
So, wie wir heute bauen und wohnen, schaden wir dem Klima, sagt der Architekt Prof. Helmut Bielenski. Allein der Sektor Bauen und Wohnen verursacht 40% aller Treibhausgase in Deutschland. Ein guter Grund, hier anzusetzen und darüber nachzudenken, wie wir unsere Ressourcen besser nutzen können, welche Baumaterialien nachhaltig sind und wie man durch innovative Wohnkonzepte Flächen sparen kann. Unter seiner Anleitung durften dann jeweils 5 Schüler:innen in einer Gruppe ein gemeinschaftliches Wohnprojekt für sich selbst entwerfen. Mit großem Eifer diskutierten die insgesamt 9 Gruppen mögliche Konzepte und machten sich mit Begeisterung daran, ihre Ideen in einem großformatigen Modell im Maßstab 1/20 umzusetzen. Eine Herausforderung dabei war, mit einer Grundfläche auszukommen, die deutlich unter der aktuellen Wohnfläche von 47,7 m2 pro Kopf liegt. Als Modellbaumaterial brachten die Schüler:innen verschiedenste Materialien mit, die sie in der Natur fanden und Reststoffe, die im Sinne einer Kreislaufwirtschaft im Modell eine neue Verwendung fanden, was man in Fachkreisen als „Urban Mining“ bezeichnet. Am Ende des Workshops durften die Gruppen ihre Entwürfe präsentieren und die Modelle wurden zu einem Turm aufeinandergestapelt.
Prof. Bielenski zeigte sich sehr zufrieden mit Workshop. Die Verknüpfung von theoretischem Wissen zum Klimaschutz mit der praktischer Umsetzung eines innovativen Wohnprojekts im Modell sei ein guter Einstieg in die komplexe Materie gewesen und die Schüler:innen hätten einen Einblick in das Berufsfeld von Architekten bekommen.
Was hat unser Essen mit dem Klimawandel und mit uns zu tun? Welche Nahrungsmittel sind gesund, eher ungesund, umweltfreundlich, umweltschädlich? Diese Überlegungen bildeten die Grundlage dafür, dass sich die Schülerinnen und Schüler sowohl mit der Klimabilanz, dem Wasserverbrauch und dem Einfluss auf die Biodiversität bei der Nahrungsmittelherstellung, als auch mit den Vorteilen von regionalen, saisonalen und ökologischen Nahrungsmitteln auseinandersetzten. Die Planetary Health Diet, ein Ernährungsplan, der Ernährungssicherheit, gesundes Essen und Erhalt der Umwelt verbindet, und der Aspekt Ernährung und Gesundheit waren weitere Themen, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzten.
Praktische Umsetzung erfuhren die theoretisch erarbeiteten Aspekte im anschließenden praktischen Teil, in dem Plakate zu jedem Thema erstellt wurden und sich die Schüler:innen selbst Gemüse anrichteten und vegane Brotaufstriche zubereiteten. Anschließend wurde diese verkostet und über die Einschätzung verschiedener Lebensmittel diskutiert. „Kein anderes Thema hat gleichzeitig so viele Auswirkungen auf die Umwelt und unser eigenes Leben wie unsere Ernährung. Deshalb war es eine große Freude, dass die Schüler:innen so motiviert mit uns diskutiert, gekocht und überlegt haben,“ meinte Dr. Simon Filser. Monika Karg freute sich, dass eine Schülerin Tage nach dem Workshop berichtete, dass sie das Thema mit ihrer Familie besprochen habe und schon ein wenig an ihrem Essverhalten geändert habe.
Schulleiterin Birgit Reiter unterstrich mit einem herzlichen Dank an die Referent:innen die Bedeutung des Workshops: „Hier werden für Probleme, die viele junge Menschen als bedrohlich und belastend empfinden, konkrete Lösungsmöglichkeiten gefunden und umgesetzt. Unsere Schüler:innen durften erleben, dass sie mit Wissenschaft und konkretem Tun auch schwierige Fragen der Zukunft bewältigen können. Das hilft dem Klima und macht Mut.“ Um noch mehr Menschen teilhaben zu lassen ist geplant, die Modelle sowie die Plakate zur Ernährung in einer Ausstellung den anderen Klassen zu zeigen.